Herr Hertwig, hinter Ihnen hängt ein Bild an der Wand. Darauf ist ein Vogelstrauss zu sehen, der den Kopf in den Sand steckt. Die sogenannte Vogelstrauss-Politik ist grundsätzlich negativ konnotiert. Aber ich nehme an, Sie sehen das anders.
Der Vogelstrauss ist nicht der Einzige, der auf dem Bild den Kopf in den Sand steckt. Hinter ihm sind Menschen zu sehen, die das ebenfalls tun. Ich habe das Bild zufälligerweise entdeckt und fand es zutreffend und amüsant, weil es etwas mit dem Thema «gewolltes Nichtwissen» zu tun hat. Und ja, Sie haben Recht, den Kopf in den Sand zu stecken, ist sehr negativ konnotiert. Aber man kann es eben auch anders interpretieren. Es kann auch heissen: Ich schütze mich vor einer bestimmten Information. Das muss nicht falsch sein, auch nicht in einem ethischen Sinne.
Nun haben wir vielleicht nicht nur, was unseren Todeszeitpunkt betrifft, eine klare Präferenz für das Nichtwissen, sondern auch in anderen Lebensbereichen.
Sie beschäftigen sich wissenschaftlich mit gewolltem Nichtwissen. Wie kam es dazu?
Es war bei der Lektüre eines Romans, bei welchem, weiss ich leider nicht mehr. Auf jeden Fall bin ich dort über die Frage gestolpert, ob ein Mensch wissen möchte, an welchem Tag er stirbt. «Natürlich nicht!», dachte ich spontan. Ich habe mich dann umgehört. Die allermeisten Leute, die ich gefragt habe, hatten die gleiche spontane und völlig eindeutige Reaktion wie ich. Nun haben wir vielleicht nicht nur, was unseren Todeszeitpunkt betrifft, eine klare Präferenz für das Nichtwissen, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Ich fand das ein sehr interessantes Thema.
Welche Lebensbereiche können das sein?
Es gibt zum Beispiel viele Menschen, die keine Nachrichten mehr schauen, weil diese sie niedergeschlagen und verzweifelt machen. Andere Menschen möchten nicht so genau hinsehen, unter welchen Umständen unsere Konsumgüter hergestellt werden. Ein ganz anderer Kontext ist das sogenannte prädikative genetische Testen. Wir wissen heute sehr viel darüber, welche Erkrankungen auch eine genetische Komponente haben. Aber wollen wir wissen, ob wir möglicherweise ein gesundheitliches Handicap oder erhöhtes Risiko in uns tragen oder möchten wir das in gewissen Fällen wie zum Beispiel bei einer Demenzerkrankung lieber nicht?
Anhand der Stasi-Akten konnten wir ein historisch einzigartiges Feldexperiment durchführen.
Sie haben auch untersucht, wie Menschen mit Informationen aus Stasi-Akten umgehen. Was ergab diese Forschung?
Anhand der Stasi-Akten konnten wir ein historisch einzigartiges Feldexperiment durchführen. Nachdem viele Millionen Akten zugänglich wurden, konnte jeder einen Antrag auf Einsicht stellen. Im Kontext einer Transformationsgesellschaft wie der ehemaligen DDR ist es interessant zu sehen, wie mit Informationen über den untergegangenen Repressionsapparat umgegangen wird: Will ich wissen, wer Täter, wer Opfer war und wer möglicherweise in meinem Leben ohne mein Wissen die Fäden gezogen hat? Die Entscheidung, was man wissen will und was nicht, hängt auch damit zusammen, wie man eine gesellschaftliche Transformation erfolgreich schafft. Wie kann etwa vermieden werden, dass man in einen Kreislauf von Ressentiments oder gar Rache gerät? Andererseits: Muss man sich nicht der Vergangenheit stellen, um ihre Fehler zu verhindern? Das betrifft nicht nur die ehemalige DDR, sondern weltweit auch viele andere Staaten, die aus autoritären Systemen hervorgegangen sind.
Mit bestimmtem Wissen können sehr starke negative Emotionen zusammenhängen.
Im Zusammenhang mit Nachrichten oder der Produktion von Konsumgütern könnte man ja auch von Verdrängung sprechen. Aber welche Gründe haben Menschen, darauf zu verzichten, ihre Stasi-Akte einzusehen?
Die Motive, etwas nicht wissen zu wollen, sind sehr vielfältig. Ein ganz wichtiges Motiv – und das kann man in vielen anderen Lebensbereichen beobachten – nennen wir Emotionsregulation. Sie spielt auch bei den Stasi-Akten eine Rolle. Mit bestimmtem Wissen können sehr starke negative Emotionen zusammenhängen. In einer Akte können möglicherweise nahe Verwandte oder enge Vertraute als informelle Mitarbeitende auftauchen. Die Frage ist nun: Wenn wir vermuten, dass wir in der Akte so eine Entdeckung machen könnten, wollen wir uns mit diesen Emotionen – zum Beispiel Zorn, Enttäuschung, Vertrauensverlust oder Trauer – auseinandersetzen oder wollen wir sie lieber regulieren, indem wir uns entscheiden, nicht hineinzuschauen?
Ein anderes Motiv ist der vermeintliche Wahrheitsanspruch, der den Akten zugeschrieben wird. Aus heutiger Perspektive kann man oft gar nicht mehr beurteilen, ob diese Akte tatsächlich wahre Informationen enthält oder was die wahren Hintergründe eines Verhaltens waren. Zum Beispiel ist es unklar, unter welchen Umständen die Stasi-Leute sie erstellt haben – oder ob die informellen Mitarbeitenden, die möglicherweise meine Freunde waren und immer noch sind, von der Stasi gezwungen wurden, Informationen zu liefern. Da man all diese Umstände nicht kennt, kann man auch zu keinem fairen Urteil kommen. Deshalb ist man, so haben einige der Befragten in unseren Interviews argumentiert, besser dran, den Inhalt der Akte gar nicht erst zu kennen.
Gut. Aber eigentlich gilt doch: Je mehr man weiss, desto besser kann man entscheiden.
Nicht unbedingt und in jedem Fall. Es gibt gewolltes Nichtwissen auch bei Institutionen. Ein wunderbares Beispiel ist der gestiegene Frauenanteil in den grossen Symphonieorchestern der Welt. Der ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Orchester für die Aufnahme neuer Musikerinnen und Musiker sogenannte «blind auditions» eingeführt haben. Das bedeutet, dass die Kandidatin oder der Kandidat verdeckt vorspielt. So kann sich die Jury vor ihren eigenen potenziellen Vorurteilen schützen. Informationen über Aussehen oder Geschlecht der vorspielenden Person haben keinen Einfluss. Es geht bei dem Urteil dann nur um die musikalische Leistung der Person. Die Jury kommt zu einer faireren Einschätzung.
Es gibt also ganz unterschiedliche Motive, warum wir uns dafür entscheiden, etwas nicht wissen zu wollen. Manchmal sind es auch Kombinationen von Motiven. Es ist denn auch nicht einfach zu beurteilen, ob dieses gewollte Nichtwissen jeweils gerechtfertigt, ethisch oder moralisch richtig ist oder nicht.
Wissen hat eine eigenständige psychologische Qualität und Realität, die unter gewissen Umständen auch ihre psychischen Kosten hat.
Wir schützen uns also vor Vorurteilen, vor der Verletzung von Gefühlen – den eigenen, denen von anderen. Das bedeutet, dass Wissen ein unglaublich starkes emotionales und psychologisches Potenzial besitzt.
Das ist richtig, obwohl aus einer ökonomisch rationalen Perspektive das gewollte Nichtwissen erst einmal schwer zu verstehen ist. Im Konzept des homo oeconomicus entspricht Wissen im Grunde Geld. Hätte man zu viel davon, könnte man es ja einfach weggeben, spenden, es ausgeben oder zur Bank bringen. Mehr Wissen ist in diesem Verständnis immer besser als weniger Wissen. Das setzt allerdings voraus, dass das Wissen, das ich gewonnen habe, aber wieder loswerden möchte, dann auch keinen Einfluss mehr auf meine Gedanken und Emotionen hat. In der Ökonomie wird davon ausgegangen, dass Wissen immer nur einen instrumentellen Wert hat. Das ist offensichtlich eine falsche Vereinfachung. Habe ich zum Beispiel erst einmal erfahren, dass ich ein grosses Risiko besitze, an Alzheimer oder Brustkrebs zu erkranken, ist es schwierig, dieses Wissen sozusagen auf die hohe Kante zu legen und es fürderhin zu ignorieren. Wissen hat eine eigenständige psychologische Qualität und Realität, die unter gewissen Umständen auch ihre psychischen Kosten hat.
Gibt es gewolltes Nichtwissen auch in der Wissenschaft?
Ja. In der Genetik, Stichwort Klonen von Menschen, oder bei der Entwicklung der Atom- oder Wasserstoffbombe haben sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Frage gestellt, ob es ethisch gerechtfertigt ist, gewisses Wissen in die Welt zu setzen. Das ist aber nicht der einzige Kontext, in dem das bewusste Nichtwissen in der Wissenschaft zum Tragen kommt. Denken Sie zum Beispiel an institutionelle Normen und Vereinbarungen. Da taucht bewusstes Nichtwissen sehr häufig auf, so etwa beim Gutachtensystem. Werden Artikel oder Förderanträge begutachtet, so sind diese oft anonymisiert. Weder weiss dann die Jury, wer den Antrag gestellt hat, noch wissen die Begutachteten, wer sie beurteilt. Das Ziel dabei ist immer, ein möglichst faires Urteil zu erzielen.
Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass es im Bereich der Sexualität, wo es sicher auch bewusstes Nichtwissen gibt, bedeutsame kulturelle Unterschiede gibt.
In gewissen Gebieten nicht zu forschen, hat mit ethischen Fragen zu tun. Das bedeutet, dass auch der kulturelle Kontext eine Rolle spielt. In China bestehen vielleicht weniger Hemmungen, das Klonen voranzutreiben, als in Europa.
Ich finde die Frage sehr spannend. Ich habe dazu bisher noch keine Daten. Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass die Bereiche, in denen wir bewusst etwas nicht wissen wollen, sich auch kulturell unterscheiden. Das betrifft wohl auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. Je nachdem, welche auch kulturell und historisch geformten Emotionen das Nachdenken über den eigenen Tod auslöst, führt dies möglicherweise auch zu unterschiedlichen Präferenzen bezüglich des Wunsches, den Todeszeitpunkt zu kennen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass es im Bereich der Sexualität, wo es sicher auch bewusstes Nichtwissen gibt, bedeutsame kulturelle Unterschiede gibt.
Sprechen wir noch einmal über die Wissenschaft. Ist bewusstes Nichtwissen nicht auch ein Instrument der Komplexitätsreduktion?
Jedes wissenschaftliche Modell ist eine Reduktion der Komplexität der Realität. Und im Prozess der Modellierung eines Sachverhalts treffen wir Entscheidungen, Dinge nicht zu berücksichtigen. Wenn wir dies nicht täten, würden die Modelle unter Umständen nicht mehr handhabbar sein. Hochkomplexe Modelle haben den Nachteil, dass man mit ihnen möglicherweise alles erklären kann. Wenn man aber alles erklären kann, kann man im Grunde nichts erklären.
Hat bewusstes Nichtwissen auch einen Platz in der Bildung?
Das ist eine Frage, mit der wir uns – eine Philosophin, zwei Kognitionswissenschaftler und ein Erziehungswissenschaftler – gerade auseinandergesetzt haben. Wir haben dabei mit dem Begriffspaar «kritisches Denken» und «kritisches Ignorieren» gearbeitet. Kritisches Denken ist ja sozusagen die Königsdisziplin in der Schule. Wir wollen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zum kritischen Denken erziehen und befähigen. Und das ist völlig richtig.
Es gibt aber auch eine moderne Welt, die wir selber konstruiert haben, zu der kritisches Denken manchmal auch in die Falle führt. Die digitale Welt konfrontiert uns mit einem Überfluss an Informationen und auch Falschinformationen. Dieser Welt liegt ein einziges Geschäftsmodell zugrunde, nämlich unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und diese Aufmerksamkeit dann als Ware zu verkaufen. Würden wir jeder Spur folgen und versuchen, jede aufmerksamkeitsheischende Information, die uns präsentiert wird, kritisch zu durchdenken, würden wir genau in die Falle dieses Aufmerksamkeitsmarktes laufen. Deshalb müssen wir in dieser Umwelt auch eine andere Strategie erlernen und anwenden, so etwas wie kritisches Ignorieren.
Was genau meinen Sie damit?
In unserer Arbeit haben wir uns auf drei Strategien konzentriert. Die erste würden wir als «self nudging» bezeichnen. Damit meinen wir, dass in der digitalen Welt der Mensch selbst zum Architekten seiner Umgebung werden muss. Das bedeutet zum Beispiel, dass ich mir genau überlegen muss, welche Medienapps ich auf meinem Home-Bildschirm platziere oder wie ich die Benachrichtigungsfunktion meiner sozialen Medien oder meines E-Mail-Programms gestalte. Ich kann also die Informationsflut und die Fremdsteuerung durch die Programme selbst regulieren, indem ich die Entscheidungsarchitektur, wie ich es nenne, aktiv gestalte und zwar so, dass ich die grösstmögliche Kontrolle darüber habe, welche Informationen ich aufnehme und welche ich ignoriere.
Eine andere Strategie umschreibt das, was in der Erziehungswissenschaft «laterales Lesen» genannt wird. Wir werden ständig mit Webseiten konfrontiert, von denen wir nicht wissen, wie vertrauenswürdig sie sind. Anstatt gleich in den Inhalt einer Seite einzusteigen, wie seriös sie auch immer aussieht, suche ich beim lateralen Lesen zunächst Informationen über die tatsächliche Herkunft dieser Webseite. Denn auch Webseiten mit Falschinformationen sind häufig sehr seriös gemacht. Laterales Lesen ist hier eine bessere Strategie als kritisches Denken, um zu entscheiden, ob man einer Seite seine Aufmerksamkeit schenken will oder nicht.
Eine dritte Strategie nennen wir «ignoring the troll». Trolle verbreiten nicht nur Desinformation, sie können auch emotional schmerzliche und sehr stressige Erfahrungen auslösen. Da ist es häufig die bessere Strategie, solche Nachrichten zu ignorieren und die Seiten zu blockieren.
Es gibt bestimmt noch mehr Strategien. Aber das war unser erster Versuch, kritisches Ignorieren in Gestalt klarer mentaler Strategien zu beschreiben.
Insofern finde ich das Nachdenken über bewusstes Nichtwissen ein interessantes didaktisches Instrument, um uns intellektuell anzuregen, manchmal zu provozieren und zum Nachdenken zu bringen.
Kann bewusstes Nichtwissen unter Umständen auch eine Art didaktisches Instrument sein?
Das ist eine interessante Frage. Ich finde gewolltes Nichtwissen deshalb so faszinierend, weil wir dadurch ein neues Verständnis erhalten, was Wissen eigentlich ist, welche Bedeutung, welche psychologische und emotionale Realität und Macht es entfalten kann. Wir bekommen auch ein besseres Bewusstsein dafür, welche Rolle Wissen in unserer Gesellschaft und in unserer Geschichte spielt. Ist unsere Geschichte tatsächlich eine Geschichte der ständigen Vermehrung von Wissen oder gibt es auch Momente, an denen wir entschieden haben, gewisse Dinge lieber nicht wissen zu wollen? Insofern finde ich das Nachdenken über bewusstes Nichtwissen ein interessantes didaktisches Instrument, um uns intellektuell anzuregen, manchmal zu provozieren und zum Nachdenken zu bringen.
In der Regel sind wir aber dazu angehalten, ständig neues Wissen anzuhäufen bzw. immer Neues zu lernen. Das hat aber auch Grenzen. Gibt es eine Wechselwirkung zwischen bewusstem Nichtwissen und Vergessen?
Es gibt eine phänomenologische Ähnlichkeit. Mit dem funktionalen Vergessen entfernen wir Dinge aus unserer psychologischen Gegenwart, mit denen wir möglicherweise nichts mehr anfangen können, weil auch Wissen seinen Wert verlieren kann. Oder wir löschen Erinnerungen, die uns emotional belasten. Posttraumatische Störungen entstehen nicht selten dadurch, dass wir Dinge nicht vergessen können.
Man könnte sagen, Vergessen führt dazu, dass unnötiges oder nicht mehr aktuelles Wissen das kognitive System verlässt, zumindest aber nicht mehr mit aktuellem und hilfreichem Wissen in Konkurrenz steht. Bewusstes Nichtwissen führt dazu, dass bestimmtes Wissen gar nicht erst ins System gelangt. Man könnte also von zwei Seiten einer Medaille sprechen.
In einer Welt auch der politischen Manipulation dürften die von Ihnen beschriebenen Strategien auch eine Rolle in der politischen Weiterbildung haben.
Unbedingt. Vor 20 oder 30 Jahren haben sich die meisten von uns auf die Qualität von bestimmten Schiedsrichtern oder Gate-Keepern verlassen, traditionelle Medien zum Beispiel. Heute produzieren nicht mehr allein diese Medien Informationen, sondern potentiell alle, die soziale Medien nutzen. Hinzu kommen alle möglichen Agenten, ob künstliche oder menschliche, die möglicherweise Informationen verbreiten, um uns und unsere Meinungen zu manipulieren.
Das bedeutet, dass wir als Konsumenten und Konsumentinnen von Informationen mit neuen Kompetenzen ausgestattet sein müssen, um einerseits mit der reinen Flut von Nachrichten umgehen zu können, und andererseits mit dem, was die Weltgesundheitsorganisation im Kontext der Corona-Pandemie als «Infodemic» bezeichnet hat, die Flut von Fehl- und Desinformationen zu strategischen Zwecken. Wir müssen also die Qualitätskontrolle selber übernehmen, können das aber nur begrenzt tun. Deswegen müssen wir auch lernen, die Architektur unserer eigenen medialen und digitalen Welt zu gestalten. Erlauben wir zum Beispiel dem Browser, endlos Informationen über uns zu sammeln und uns mit Werbung zu bombardieren oder aktivieren wir Ad Blocker und «privates Surfen»?
Ihre eigene mediale Welt legen sich aber auch Leute zurecht, die an Verschwörungstheorien glauben. Diese bezeichnen traditionelle Medien als Lügenpresse und vertrauen nur den Seiten, die ihre eigene Meinung wiedergeben.
Da haben Sie recht. Ich würde auch nicht argumentieren, dass kritisches Ignorieren eine Strategie sei, die jemanden aus seiner verschwörungstheoretischen Ecke bringt. Kritisches Ignorieren oder gewolltes Nichtwissen kann eine gute Strategie für alle sein, die nicht zwischen die Mahlsteine der verschiedenen Plattformen und strategischen Interessen geraten möchten. Aber es ist keine Lösung im Falle von Menschen, die sich aus dem faktenbasierten Diskurs ausgeklinkt haben.
Kritisches Ignorieren müsste also angewendet werden, bevor jemand in Verschwörungstheorien abgleitet.
So würde ich es sehen. Und deshalb sollte kritisches Ignorieren in meinen Augen als wichtige kulturelle Fähigkeit auch in der schulischen Bildung und Erwachsenenbildung eine grössere Rolle spielen.