Future Skills-Konzepte – Grundlage von Perspektiven für die Zukunft der Weiterbildung?

1 Kommentare


Einleitung

Die Welt verändert sich rasant schnell und die Zukunft dürfte noch viele Herausforderungen mit sich bringen. Sei es beispielsweise durch Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, durch die Digitalisierung, den Klimawandel, Migrationsbewegungen oder den demografischen Wandel. Dabei besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass Lernen ein Schlüssel für die erfolgreiche Bewältigung bekannter aber auch bisher noch unbekannter Herausforderungen ist und dazu beitragen kann, dass die Chancen der Veränderungen genutzt werden können.

Der Think-Tank TRANSIT hat das Thema Future Skills aufgegriffen, weil es den mit TRANSIT verbundenen und an Zukunftsfragen interessierten Personen gemäss einer Umfrage als besonders relevant für die Entwicklung der Weiterbildung erscheint. Einerseits haben diese Personen zum Ausdruck gebracht, dass sie gerne über aus ihrer Sicht besonders wichtige Zukunftskompetenzen diskutieren würden. Andererseits bietet das Thema Future Skills einen geeigneten Rahmen, um überhaupt darüber nachzudenken, welche Herausforderungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf uns zukommen könnten.

Unter dem Begriff Future Skills behandelt der Think-Tank TRANSIT die Frage, welches Lernen von Erwachsenen es braucht, um die Herausforderungen der Zukunft angehen zu können. Dieser Beitrag soll aufzeigen, was TRANSIT unter Future Skills versteht und mit welchem Ansatz der Think-Tank Perspektiven für die Weiterbildung erarbeiten möchte.

Was sind Future Skills?

Future Skills beziehen sich auf die Kompetenzen, Haltungen, Werte und Wissen, die in einer sich verändernden Gesellschaft und Arbeitswelt wichtig sind oder werden, um erfolgreich in der Zukunft bestehen zu können. Sie sind entscheidend, um beruflichen Erfolg zu erzielen, innovative Lösungen zu entwickeln und zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen. Dazu gehört auch das Bewusstsein für lokale und globale Herausforderungen zu erlangen. Ehlers (2020, S.7-8) definiert Future Skills als Kompetenzen, die es den Menschen ermöglichen, komplexe Probleme in aufkommenden Handlungskontexten selbstorganisiert zu lösen und (erfolgreich) zu handeln. Dabei sind Future Skills eine bestimmte Profilierung von bestehenden Kompetenzvorstellungen.

Dieser Definition liegt der Gedanke zugrunde, dass aufgrund von das Bildungssysteme der Gegenwart inklusive der Weiterbildung nicht allen Anforderungen der zukünftigen Gesellschaft entsprechen können, da die Zukunft Neues mitbringen und so die Anforderungen verändern wird. Future-Skills-Diskurse sind ein Versuch, künftige Anforderungen zu antizipieren, um möglichst frühzeitig auf neue Bedarfe oder Bedingungen reagieren zu können. Sie beinhalten oft eine Auflistung und Kategorisierung zukunftsweisender Kompetenzen. Darauf aufbauend fordern diverse Akteure eine verstärkte Förderung der gelisteten Kompetenzen bei verschiedenen Personengruppen (z. B. bei Schülern und Schülerinnen, Studierenden oder Beschäftigten) inklusive der dazu notwendigen Anpassungen im Bildungssystem.

Der Begriff der Future Skills wird jedoch in der Literatur nicht einheitlich gebraucht. Er ist vielmehr ein Referenzpunkt, auf welchen verschiedene Akteure Bezug nehmen, wenn sie zu beschreiben versuchen, welche Kompetenzen für die Gestaltung der Zukunft bedeutsam sein könnten. Nebst dem Begriff der Future Skills existieren zudem verschiedene unscharf voneinander abgegrenzte Begriffe wie Schlüsselkompetenzen, Kernkompetenzen, transversale Skills, 21st century skills, oder Zukunftskompetenzen existieren.

Einige bekannte Future Skills-Konzepte
Die folgende Auflistung ist keinesfalls komplett, sondern soll lediglich einen Eindruck über die Motivationen und Herangehensweisen hinter den Konzepten vermitteln.
  • Im Rahmen des DeSeCo-Projekts hat die OECD einen Fächer von Schlüsselkompetenzen bestimmt. Schlüsselkompetenzen zeichnen sich gemäss der OECD dadurch aus, dass sie für alle wichtig sind und unter verschiedenen Rahmenbedingungen zu wertvollen Ergebnissen für die Gesellschaft und die Menschen beitragen. Der konzeptuelle Rahmen des DeSeCo-Projekts teilt Schlüsselkompetenzen in drei Kategorien ein. Erstens sollten Menschen in der Lage sein, verschiedene Medien, Hilfsmittel oder Werkzeuge (Tools) wirksam einzusetzen und für ihre eigenen Zwecke anzupassen. Zweitens sollten Menschen in einer zunehmend vernetzten Welt in der Lage sein, mit Menschen aus verschiedenen Kulturen umzugehen und innerhalb sozial heterogener Gruppen zu interagieren. Drittens sollten Menschen befähigt sein, Verantwortung für ihre Lebensgestaltung zu übernehmen, ihr Leben im größeren Kontext zu situieren und eigenständig zu handeln. DeSeCo wurde in Ergänzung und in Verbindung mit zwei großen internationalen Vergleichsstudien, PISA und ALL, realisiert (Rychen & Salganik, 2003).
  • Das europäische Parlament und der Rat der europäischen Union haben eine Empfehlung zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen angenommen. Sie beziehen sich auf einen Referenzrahmen, der Schlüsselkompetenzen als jene Kompetenzen definiert, die die Bürger für ihre persönliche Entfaltung, soziale Integration, aktive Bürgerschaft und Beschäftigungsfähigkeit in einer wissensbasierten Gesellschaft benötigen. Das politische und gesellschaftliche Ziel des Projekts ist, dass junge Erwachsene in Europa nach der Ausbildung die Schlüsselkompetenzen erworben haben und dass Erwachsene ihre Schlüsselkompetenzen ein Leben lang weiterentwickeln und aktualisieren können.
  • Der Begriff der 21st Century Skills entsprang einer nicht-kommerziellen, aber von vielen Firmen und Organisationen unterstützten Initiative mit dem Namen «Partnership for 21st Century Skills». Das Konzept beschreibt die Kompetenzen, das Wissen und die Expertise, über die die Lernenden verfügen sollten, um bei der Arbeit und im Leben bestehen zu können.
  • Aus der Initiative des «Partnership for 21st Century Skills» entspringt auch das bekannte 4k-Modell. Es geht der Frage nach, was gelernt müsste, um für das 21. Jahrhundert gerüstet zu sein und identifiziert dafür vier Kompetenzen von herausragender Bedeutung: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken.
  • Das World Economic Forum (WEF) hat eine Skill Taxonomie entwickelt, aus welcher es regelmässig die für die Arbeitswelt für die nächsten 5 Jahre wichtigsten skills eruiert (WEF, 2023).
  • Mit der Webseite future-skills.net betreibt der Stifterverband gemeinsamen mit dem Beratungsunternehmen McKinsey eine eigene Webseite für das Thema mit mehreren Publikationen (z.B. Suessenbach et al., 2021). Dabei seien Future Skills branchenübergreifende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften, die in den kommenden fünf Jahren in allen Bereichen des beruflichen und persönlichen Lebens wichtiger werden.
  • In einem Buch mit dem Titel «Future Skills» (Ehlers, 2020) und weiteren Beiträgen zum selben Thema beleuchtet Ulf-Daniel Ehlers das Lernen der Zukunft aus der Perspektive der Hochschulen. In einem dazu entworfenen «Triple Helix-Modell» der Handlungsfähigkeit in emergenten Kontexten betont der Autor die Selbstorganisation als Prinzip der Hochschulen der Zukunft.
  • Das Kernstück der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sind die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG). Verschiedenste Organisationen haben Ziele einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und dafür entsprechende Kompetenzen formuliert. Eine Systematik für die Schlüsselkompetenzen zur nachhaltigen Entwicklung haben beispielsweise (Redman & Wiek, 2021) erstellt.
  • Abgesehen von den Future Skills-Ansätzen existiert eine Reihe von Publikationen, die sich auf zukünftig bedeutsame transversale Kompetenzen bezieht. Vor allem die pädagogische Literatur spricht dabei meistens nicht von Future Skills, sondern diskutiert die Fundierung und den Nutzen von transversalen Kompetenzen auch in Bezug auf die Zukunft. Scharnhorst und Kaiser (2018) liefern einen wertvollen Überblick darüber, welche transversalen Kompetenzen in der Schweizer Bildungslandschaft künftig vermittelt werden sollten, und fundieren diese Empfehlungen in der Forschungsliteratur.

Wichtige Kompetenzen über die Future Skills-Konzepte hinweg

Trotz der ähnlichen Motivation argumentieren viele Future Skills-Konzepte kaum aufeinander bezogen und versuchen auch nicht, eine einheitliche Konzeption von Future Skills zu entwerfen. Es ist entsprechend schwierig, die jeweils aufgeführten Kompetenzen über die Konzepte hinweg zu vergleichen. Dennoch haben einige Autorinnen und Autoren versucht, sinnvolle Aggregationen zu erstellen. Pellegrino und Hilton (2012) haben die Kompetenzen in drei Kategorien eingeteilt: Kognitive Fähigkeiten, intrapersonale Fähigkeiten, interpersonale Fähigkeiten. Ehlers (2022), Lamb, Maire und Doecke (Lamb et al., 2017) sowie Kotsiou et al. (2022) erarbeiteten ebenfalls übergreifende Kategorisierungen. Scharnhorst und Kaiser (2018) leiten mit Bezug auf transversale Kompetenzen aus zahlreichen Studien her, dass in der Zukunft folgende Kompetenzen an Bedeutung gewinnen werden: Komplexes Problemlösen. IT-Kompetenzen, Sozial- und Selbstkompetenzen sowie Grundkompetenzen. Insgesamt fällt auf, dass viele Future Skills Ansätze vor allem die Bedeutung von transversalen Kompetenzen hervorheben. Eine Synthese scheint dennoch bisher kaum gelungen. Die Vielzahl an Begriffen und Konzepten erschwert ein einheitliches Verständnis von Future Skills und eine systematische Analyse der Relevanz einzelner Kompetenzen.

Fehlende theoretische Verankerung und empirische Evidenz

Es gibt eine Reihe an Kritikpunkten am Konzept der Future Skills und seinem geläufigen Gebrauch. Ein erster Kritikpunkt ist, dass der erst in den letzten knapp 10 Jahren benutzte Begriff der Future Skills suggeriert, dass ihm ein grundsätzlich neuer Gedanke oder ein neues Konzept zugrunde läge. Die Idee, dass es für die Bewältigung von zukünftigen Herausforderungen bestimmte Kompetenzen braucht, ist jedoch nicht neu. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund des neuen Begriffs in der Debatte vergessen geht, welche Ideen und Konzepte, wenn auch mit dem Gebrauch von anderen Begriffen, bereits früher ausgearbeitet wurden. Bei Diskussionen um zukünftige Herausforderungen und die dafür nötigen Kompetenzen sollte daher der Blick nicht auf Konzepte mit dem Namen «Future Skills» verengt werden.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Konzept hinter dem Begriff wenig greifbar ist. Es ist kaum theoretisch in einer der relevanten Disziplinen wie der Erziehungswissenschaft, der Soziologie oder der Ökonomie verankert. Entsprechend beschränken sich viele Ansätze zu Future Skills darauf, die zukünftig relevanten Fähigkeiten in Listenform zu beschreiben. Lai und Viering (2012) verweisen deshalb darauf, dass Kategorisierungen von Zukunftskompetenzen nicht mit einer Modellbildung gleichzusetzen sind, welche die komplexen Beziehungen der Konstrukte empirisch untersuchen müsste. Modelle wären jedoch besonders hilfreich für eine vertiefte Diskussion von zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen sowie der Rolle der Bildung für einen proaktiven Umgang mit diesen.

Die meisten Future Skills-Konzepte stellen aufgrund der fehlenden Modellbildung auch keine Verknüpfung zu wissenschaftlichen Arbeiten her. Aus dieser fehlenden Verknüpfung ergibt sich eine nur rudimentäre empirische Überprüfung des Zusammenhangs zwischen den aufgeführten Kompetenzen und ihrer Wirkung auf gesellschaftliche Entwicklungen und ihrer individuellen Verwertbarkeit. Dies könnten beispielsweise Bildungserfolg, Arbeitsmarktfähigkeit, Lebenszufriedenheit, gesellschaftliches Engagement oder psychische wie körperliche Gesundheit sein. Bisher gibt es zu allen aufgeführten Konzepten kaum empirische Forschung, die klärt, inwiefern sich die Kompetenzen tatsächlich als relevant herausgestellt haben und falls ja, wofür und in welchem Kontext. Dies ist bedenkenswert, da die Future Skills-Konzepte darauf abzielen, das Bildungssystem oder einzelne Bildungsinstitute in ihrer Ausrichtung und Wirkungszielen zu beeinflussen. Ohne valide Studien zum Nutzen von Zukunftskompetenzen hat jegliches Handeln, das an diesen ausgerichtet ist, jedoch keine evidenzbasierte Grundlage (Kalz, 2023). Wir können daraus lernen, dass Future Skills-Konzepte kein Rezept für die Bildung und das Lernen der Zukunft liefern, sondern eher als inspirierender Rahmen für die Befassung mit der Zukunft dienen.

Die fehlende empirische Evidenz dürfe teilweise darauf beruhen, dass Future Skills Ansätze kaum von der Forschung entwickelt wurden, sondern mehrheitlich auf politische oder kommerzielle Initiativen zurückgehen. Sie erhalten in der Forschung entsprechend wenig Beachtung. Ob Wirtschaftsorganisationen jedoch überhaupt eine tragende Rolle bei der Erarbeitung von Konzepten für die Bildung spielen sollten, ist höchst umstritten. Hinter den 21st Century Skills verbirgt sich beispielsweise ein globales Netzwerk von Akteuren aus dem Bildungsbereich, der Politik und insbesondere der Wirtschaft. Es besteht dadurch die Gefahr, dass durch die Future Skills das Primat des Pädagogischen durch Kompetenzvorgaben aus der Wirtschaft ersetzt wird. Um dieser Kritik entgegenzuwirken, dürfte es sinnvoll sein, die Diskussion um Future Skills breiter zu verankern sowie Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen einzubeziehen.

Forschung zu skills ohne «future»

Da viele Future Skills Ansätze wenig in der Forschung verankert sind, besteht kaum eine Verknüpfung mit verwandten Ansätzen oder empirischer Evidenz, die auch für die Evaluation von Future Skills Ansätzen wertvoll sein könnten. In der ökonomischen und der soziologischen Forschungsliteratur wird die Nachfrage nach und Verwendung von Skills seit geraumer Zeit intensiv diskutiert. Allerdings richtet sich hier der Fokus nicht darauf, welche Kompetenzen es für die Bewältigung von zukünftigen Herausforderungen braucht, sondern wie sich die Nachfrage und die Wirkung von Kompetenzen in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Zudem besteht auch hier keinerlei Einigkeit darüber, wie Kompetenzen kategorisiert und benannt werden sollen. Mehr noch, die Literatur unterscheidet oft kaum zwischen Tätigkeiten, geforderten Kompetenzen und Qualifikationslevels. Dennoch kann eine Verknüpfung mit dieser Literatur die fehlende empirische Forschungsgrundlage hinter Future Skills-Konzepten teilweise auffangen. Denn sie liefert gewisse Hinweise darauf, welche Kompetenzen an Bedeutung gewinnen, was auch einige Rückschlüsse auf die nähere Zukunft erlaubt.

Ein Strang dieser Literatur befasst sich mit Veränderungen in der Nachfrage nach bestimmten Kompetenzen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Digitalisierung ein entscheidender Treiber für diese Veränderungen ist. Einerseits bewirkt die Digitalisierung berufliche Umstrukturierungen. Das Argument dabei lautet, dass digitale Technologie Arbeitskräfte ersetzen kann und somit die Nachfrage nach Arbeitskräften in jenen Berufen sinken lässt, die ein hohes Mass an Routinetätigkeiten aufweisen (z.B. Autor et al., 2003; Autor & Handel, 2013). Andererseits können digitale Technologien zu Verschiebungen bezüglich der erforderlichen Kompetenzen innerhalb der Berufe führen (Atalay et al., 2020; Bisello et al., 2019; Spitz‐Oener, 2006).

Insgesamt ist die Nachfrage nach fast allen Kompetenzen über die Zeit gewachsen. Zu den sichtbarsten Veränderungen bei den Qualifikationsanforderungen gehört die gestiegene Nachfrage nach IKT-Kompetenzen (Bisello et al., 2019; Buchmann et al., 2020). Die Literatur legt nahe, dass IKT-Kompetenzen auch die Nachfrage nach anderen Kompetenztypen wie sozialen und kognitiven Kompetenzen beeinflussen (Acemoglu & Restrepo, 2019; Bisello et al., 2021; Deming & Kahn, 2018). Forschende haben weiter auf eine zunehmende Komplementarität zwischen kognitiven und sozialen Fähigkeiten hingewiesen (Borghans et al., 2013).

Fazit: Wie weiter mit den Future Skills?

Future Skills-Konzepte bieten einen geeigneten Rahmen, um über die Zukunft nachzudenken und stellen aufgrund der Ausrichtung auf Kompetenzen (von Erwachsenen) auch einen Bezug zur Weiterbildung her. Da die Konzepte eine Reihe von Nachteilen, wie die Partikularität, der fehlende Forschungsbezug oder teilweise Beeinflussung durch wirtschaftliche Interessen, haben, können sie jedoch keinen programmatischen Ansatz liefern. Future Skills-Konzepte sind kaum dazu geeignet, Rezepte zu liefern, wie sich Individuen, Bildungseinrichtungen oder die Gesellschaft auf die Zukunft vorbereiten können. Dagegen offenbaren sie die Dringlichkeit, auf gesellschaftlicher Ebene über aufkommende Herausforderungen zu sprechen und Perspektiven zu entwerfen, wie mit diesen umgegangen werden kann. Future Skills Ansätze eignen sich entsprechend, um Impulse an die Akteure der Weiterbildung zu generieren.

Idealerweise geht es bei Future Skills-Diskussionen nicht um ein Ranking von möglichst bedeutsamen Kompetenzen, weil es kaum möglich ist, ein solches herzustellen. Dies hat auch damit zu tun, dass die Zukunft nicht nur eine Herausforderung bieten wird, sondern mehrere miteinander verflochtene. Je nachdem auf welche Herausforderung der Blick gerichtet ist, werden auch unterschiedliche Kompetenzen mehr oder weniger wichtig sein. Aufgrund der Komplexität der Verflechtung von unterschiedlichen Zukunftsherausforderungen, dürfte es fruchtbar sein, mit Blick auf einzelne Hausforderungen über Future Skills zu reflektieren. Dies geschieht bestenfalls interdisziplinär, um einen einseitigen Fokus, beispielsweise auf wirtschaftliche Interessen, zu vermeiden.

Wenn komplexe Probleme angegangen werden müssen, die verschiedene Sichtweisen, Fähigkeiten und Fachkenntnisse erfordern, gelten kollaborative Ansätze als besonders sinnvoll. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit können Expertinnen und Experten sowie Fachpersonen aus der Praxis ihr Wissen kombinieren, was den komplexen Problemen angemessenere Lösungen ermöglicht als fachspezifische oder rein forschungsbasierte Arbeitsweisen. Da TRANSIT einen interdisziplinären und kollaborativen Ansatz verfolgt, kann der Think-Tank diesen einsetzen, um Diskussionen über Future Skills zu initiieren und damit Impulse für eine zukunftsgerichtete Entwicklung der Weiterbildung zu generieren.

Bibliografie

Acemoglu, D., & Restrepo, P. (2019). Automation and New Tasks: How Technology Displaces and Reinstates Labor. Journal of Economic Perspectives, 33(2), 3–30. https://doi.org/10.1257/jep.33.2.3

Atalay, E., Phongthiengtham, P., Sotelo, S., & Tannenbaum, D. (2020). The Evolution of Work in the United States. American Economic Journal: Applied Economics, 12(2), 1–34. https://doi.org/10.1257/app.20190070

Autor, D. H., & Handel, M. J. (2013). Putting Tasks to the Test: Human Capital, Job Tasks, and Wages. Journal of Labor Economics, 31(S1), 59–96. https://doi.org/10.1086/669332

Autor, D. H., Levy, F., & Murnane, R. J. (2003). The Skill Content of Recent Technological Change: An Empirical Exploration. The Quarterly Journal of Economics, 118(4), 1279–1333. https://doi.org/10.1162/003355303322552801

Bisello, M., Peruffo, E., Fernandez-Macias, E., & Rinaldi, R. (2019). How computerisation is transforming jobs: Evidence from the Eurofund’s European Working Conditions Survey, Seville: European Commission, 2019, JRC117167. European Commission.

Borghans, L., Weel, B. T., & Weinberg, B. A. (2013). People skills and the labor-market outcomes of underrepresented groups. CPB Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis.

Buchmann, M., Buchs, H., & Gnehm, A.-S. (2020). Occupational Inequality in Wage Returns to Employer Demand for Types of Information and Communications Technology (ICT) Skills: 1991–2017. KZfSS Kölner Zeitschrift Für Soziologie Und Sozialpsychologie, 72(1), 455–482. https://doi.org/10.1007/s11577-020-00672-5

Deming, D., & Kahn, L. B. (2018). Skill Requirements across Firms and Labor Markets: Evidence from Job Postings for Professionals. Journal of Labor Economics, 36(S1), S.337–369. https://doi.org/10.1086/694106

Education for Life and Work: Developing Transferable Knowledge and Skills in the 21st Century (2012). National Academies Press. https://doi.org/10.17226/13398

Ehlers, U.-D. (2020). Future Skills: Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft. Springer VS.

Ehlers, U.-D. (2022). Future Skills im Vergleich. https://nextskills.org/wp-content/uploads/2022/05/2022-01-Future-Skills-Bildungsforschung_final_Vs_2.pdf

Kalz, M. (2023). Zurück in die Zukunft?: Eine literaturbasierte Kritik der Zukunftskompetenzen. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 332–352. https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2023.11.19.X

Kotsiou, A., Fajardo-Tovar, D. D., Cowhitt, T., Major, L., & Wegerif, R. (2022). A scoping review of Future Skills frameworks. Irish Educational Studies, 41(1), 171–186. https://doi.org/10.1080/03323315.2021.2022522

Lai, E. R., & Viering, M. (2012). Assessing 21st Century Skills: Integrating Research Findings. Pearson. https://eric.ed.gov/?id=ED577778

Lamb, S., Maire, Q., & Doecke, E. (2017). Key skills for the 21st century: An evidence-based review. http://vuir.vu.edu.au/35865/1/Key-Skills-for-the-21st-Century- Analytical-Report.pdf

Redman, A., & Wiek, A. (2021). Competencies for Advancing Transformations Towards Sustainability. Frontiers in Education, 6. https://doi.org/10.3389/feduc.2021.785163

Rychen, D. S., & Salganik, L. H. (Hrsg.). (2003). Key competencies for a successful life and a well-functioning society. Hogrefe & Huber.

Scharnhorst, U., & Kaiser, H. (2018). Transversale Kompetenzen Bericht im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI im Rahmen des Projekts «Berufsbildung 2030 – Vision und Strategische Leitlinien». Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

Spitz‐Oener, A. (2006). Technical Change, Job Tasks, and Rising Educational Demands: Looking outside the Wage Structure. Journal of Labor Economics, 24(2), 235–270. https://doi.org/10.1086/499972

Suessenbach, F., Winde, M., Klier, J., & Kirchherr, J. (2021). Future Skills 2021: 21 Kompetenzen für eine Welt im Wandel. (Diskussionspapier 3). Stifterverband, McKinsey & Company.

WEF (2023). Future of Jobs Report 2023. https://www.weforum.org/reports/the-future-ofjobs- report-2023/


Antwort

  1. Avatar von Roger Haenggi
    Roger Haenggi

    Danke für die Übersicht!

    Die Ansichten was Future Skills sind und wie sie sinnvoll kategorisiert werden können ist in der Tat nicht einheitlich.

    Das Thema Future Skills fasziniert mich von der Seite wie ich mich beruflich auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten kann.

    Welche Kompetenzen erfolgreiche Firmen in Zukunft brauchen um weiterhin erfolgreich zu bleiben. Wie erhalten Firmen Mitarbeiter:innen, die diese Kompetenzen haben? Wo kann ich diese Kompetenzen heute schon lernen (Weiterbildung). Ob diese Kompetenzen als Future Skills zählen oder nicht spielt aus meiner Sicht eine sekundäre Rolle.