Soziale und emotionale Kompetenzen als Future Skills


Die Debatte um Future Skills zielt auf jene Kompetenzen, die Menschen befähigen, in einer sich rasch wandelnden Welt handlungsfähig zu bleiben und die Zukunft mitzugestalten. Unter Future Skills werden sehr oft auch soziale und emotionale Kompetenzen verstanden, wie ein Blick in verschiedene Rahmenwerke bestätigt (siehe dafür Tabelle 1 im vierten TRANSIT-Trendbericht). Eine neu erschienene Publikation der OECD widmet sich den sozialen und emotionalen Kompetenzen und ihrer Bedeutung für den Bildungserfolg, die Erwerbsintegration und das Wohlbefinden Erwachsener.

Neuer Bericht der OECD zu sozialen und emotionalen Kompetenzen

Der thematische Bericht «Skills that Matter for Success and Well-being in Adulthood» (OECD, 2025) stützt sich auf die im Rahmen von PIAAC erhobenen Daten zu den Kompetenzen Erwachsener. Soziale und emotionale Kompetenzen werden dabei als Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, emotionale Stabilität, Extraversion und Offenheit für neue Erfahrungen verstanden. Diese Kompetenzen entsprechen den sogenannten Big Five. Das Big-Five-Modell, auch bekannt als Fünf-Faktoren-Modell, versucht die grundlegenden Eigenschaften der menschlichen Persönlichkeit zu beschreiben.

Unter den fünf untersuchten Bereichen stechen Offenheit und emotionale Stabilität als Prädiktoren für den Bildungserfolg hervor. Diese Fähigkeiten stehen auch in einem positiven Zusammenhang mit Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz sowie adaptiver Problemlösungskompetenz. Personen mit einem hohen Mass an Offenheit nehmen eher an Erwachsenenbildung teil.

Während kognitive Fähigkeiten wie Lese- und Schreibkompetenz nach wie vor entscheidende Faktoren für den Erfolg im Arbeitsmarkt sind, tragen soziale und emotionale Kompetenzen unabhängig davon zur Berufswahl, zu den Beschäftigungsmöglichkeiten, zum Einkommen und zur Arbeitszufriedenheit bei.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen auch die Bedeutung sozialer und emotionaler Kompetenzen auch für nicht-arbeitsmarktbezogene Lebensbereiche. Ein höheres Mass an emotionaler Stabilität und Extraversion geht mit einer grösseren Lebenszufriedenheit und besserer Gesundheit einher, während Offenheit positiv mit ehrenamtlichem Engagement und dem Glauben an die eigene Fähigkeit, politische Angelegenheiten zu beeinflussen, verbunden ist.

Bedeutung dieser empirischen Forschungsresultate für Future Skills

Die Befunde der OECD sind für die Debatte rund um Future Skills von hoher Bedeutung. Denn sie tragen zur Legitimation bestimmter Future Skills bei, indem sie zeigen, dass diese messbare Auswirkungen auf Bildungserfolg, Erwerbsintegration und Wohlbefinden haben. Damit liegt ein Nachweis vor, dass Future Skills nicht nur normative Konstrukte, sondern empirisch nachweisbare Einflussgrössen darstellen.

Einschränkend wirkt hierbei jedoch, dass sich auch die OECD-Studien nicht auf bestimmte Future-Skills oder die entsprechenden Rahmenwerke beziehen und damit diese nicht direkt mit Forschungsresultaten untermauern. Empirische Forschung und Diskussionen um Future Skills bleiben damit einmal mehr nur interpretativ verbunden.

Vor der Forschung kann eine solche Bezugnahme kaum erwartet werden, weil sie sich an theoretischen, in der Forschung verankerten Konzepten orientieren muss, um besehende Thesen zu verifizieren, zu verwerfen oder zu erweitern. Es kann jedoch als Aufgabe der Verfasserinnen und Verfasser der einzelnen Rahmenwerke betrachtet werden, empirische Befunde systematisch mit den normativen Kompetenzkonzepten zu verknüpfen, um so aufzuzeigen, welche Effekte in welchen Kontexten für die diskutierten Future Skills jeweils nachgewiesen werden konnten.

Bedeutung für das Lernen von Erwachsenen

Unabhängig von der fehlenden Einbettung der empirischen Forschungsresultate in die Future Skills-Debatte, haben die Resultate der OECD eine hohe Bedeutung für das Lernen Erwachsener. Sie bedeuten, dass soziale und emotionale Kompetenzen aufgrund ihrer zentralen Rolle für beruflichen Erfolg und Wohlbefinden Erwachsener zu den grundlegenden Kompetenzbereichen gehören, die es in der Weiterbildung zu berücksichtigen gilt.

Die OECD schlägt daher vor, Lerngelegenheiten in diesem Bereich auszuweiten und zu institutionalisieren. Dies beispielsweise durch die Förderung von Lehrplänen, die ausdrücklich auf soziale und emotionale Kompetenzen abzielen, und durch die Einführung von Micro-Credentials, die entsprechende Lernbemühungen sichtbar machen.