Veränderte Bedarfe und Bildungsleistungen: Ein Aushandlungsprozess


Das Potenzial des dritten TRANSIT-Trendberichts «Immer flexibler – immer besser?» ist aus meiner Sicht erstaunlich. Er verbindet in schlüssiger Weise wissenschaftlich fundiertes und informatives Wissen mit einem dezidierten Handlungs- und Gestaltungsanspruch. Was ich damit meine, versuche ich in meinem kurzen Beitrag zu beschreiben.

Wenn drängende gesellschaftliche Fragen analysiert werden, sind sie oft im gleichen Atemzug mit halbfertigen und verkürzten Antworten vermeintlich schon gelöst. Der Weg von Analysen zu Diagnosen und von Diagnosen zu Interventionen und Massnahmen, einschliesslich der reflektierten Verbindungen dazwischen, ist jedoch selten geradlinig. Immer wieder müssen neue Erfahrungen in die Planung des Weges einfliessen, wodurch sich der Weg selbst verändert und Ziele neu justiert werden müssen.

Bildungsorganisationen sind bei der Bewältigung der Herausforderungen einer zukunftsfähigen (Weiter-)Bildung durchaus mit Fallstricken konfrontiert. An der Hochschule für Soziale Arbeit (HSA) der FHNW sind wir im Leistungsbereich Weiterbildung genau auf diesem Weg. In Form einer Neuaushandlung zwischen veränderten Bedürfnissen und den Leistungen, die wir als Bildungsorganisation erbringen, ist Flexibilisierung bei uns ein wichtiger Entwicklungsschwerpunkt. Dass es sich dabei nicht um eine Einbahnstrasse mit einem starken Appell an uns als Bildungsanbieterin handelt – im Sinne von «Flexibilisiert euch!» – ist ein wichtiges Signal für diesen Aushandlungsprozess.

Die HSA FHNW befindet sich unter Einbezug von über 50 Programmleitenden in der Weiterbildung in einem Prozess, in dem Handlungsbedarf und Handlungsoptionen für die Weiterentwicklung und Flexibilisierung der Programme erarbeitet werden. Das Poster des Trendberichts bietet dafür die notwendige Orientierung und ist für die Moderation des Prozesses sehr hilfreich. Die so gesteuerte Aushandlung ist fruchtbar. Das zeigte sich in Fachgesprächen, die mit MAS-Programmleitenden auf der Grundlage der gesellschaftlichen Trends und der Implikationen für die Weiterbildung auf dem Poster geführt wurden. Ausgehend von den Erfahrungen und der Expertise der Programmleitenden konnten damit Flexibilisierungstendenzen erkannt und entsprechende Veränderungsbedarfe formuliert werden. So werden die Entwicklungsfelder der hochschulischen Weiterbildung an der HSA im Dialog abgesteckt und systematisch Ansatzpunkte für die Massnahmen- und Zielplanung identifiziert.

Auf dem langen Weg zwischen gesellschaftlicher Analyse und Organisationsentwicklungsmassnahme lässt sich für die Weiterbildung an der HSA FHNW viel Wertvolles aus dem TRANSIT-Trendbericht schöpfen. Mit der gelungenen Ergänzung von Wissenschaftlichkeit und dem Fokus auf Transformationsgestaltung setzt er die notwendigen Wegmarken für entsprechende Entwicklungsprojekte in Bildungsorganisationen. Darüber hinaus fordert er mit seiner umfassenden Analyse ein starkes gesellschaftliches Mandat für die Weiterbildung ein. Er tut dies aus meiner Sicht mit der grundsoliden Argumentation, dass qualitativ hochwertige Bildungsangebote und Lebenslanges Lernen nicht nur den Einzelnen helfen, sondern die Gesellschaft insgesamt stärken und für eine erfolgreichere und inklusivere Zukunft sorgen.

Weiterbildung an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Nico Scheidegger, Verantwortlicher Geschäfte Weiterbildung und stv. Leiter Hochschulzentrum HSA FHNW (LinkedIn)